Stile-Epochen-Stilepochen

Die Stil-Epochen

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen verschiedenen Epochen in den Bereichen Kunst und Kultur, Architektur und Innenarchitektur, um nur die wichtigsten Kategorien zu nennen. Für die zeitliche Einordnung von unseren antiken Möbeln und von Antiquitäten sind für uns die Innenarchitektur und darin speziell der Möbelbau wichtig. Wir beschränken unsere Darstellung der Stil-Epochen daher auf diese für uns relevanten Möbelstile.

Zeittafel der Europäischen Möbelstile im Vergleich

Möbelstile
in Frankreich

Möbelstile
Deutschland u. Österreich

Möbelstile
in England

900-1200 Romanik 900-1200 Romanik 900-1200 Romanik
1200-1400 Gotik 1200-1400 Gotik 1200-1400 Gotik
1400-1650 Renaissance 1400-1650 Renaissance 1485-1660 Renaissance
1661-1715 Ludwig XIV. 1600-1730 Barock 1660-1714 Barock
1715-1723 Régence 1730-1770 Rokoko 1702-1714 Queen Anne
1735-1765 Ludwig XV. ab 1750 Früh-Klassizismus
darin: Zopfstil
1760-1780
1714-1735 Georg I.
1765-1790 Ludwig XVI. bis 1830 Spät-Klassizismus 1735-1770 Chippendale
1804-1815 Empire
(Napoleon I)
1815-1848 Biedermeier ab 1770 Adam – Hepplewithe
1830-1851 Ludwig Philipp 1850-1910 Historismus, darin div. Neo-Stile 1800-1830 Regency
1852-1870 Napoleon III, 2ième Empire 1880-1914 Gründerzeit ab 1837 Victorian
1890-1920 Art Nouveau 1890-1920 Jugendstil
(Österreich:
Sezessions-Stil)
1890-1920 Modern Style
1910-1940 Art Déco 1910-1935 Art Deco (20er J.) 1910-1935 Arts&Crafts
1919-1933 Bauhaus

Der Biedermeier-Stil ist eine typisch deutsche Entwicklung, die der damaligen politisch-gesellschaftlich eingeschränkten Entwicklung geschuldet ist. Die Reduktion auf einfache Formen bestimmt diese Epoche. In anderen Ländern, wie den heutigen BeNeLux-Staaten, England und Frankreich, gab es weniger wirtschaftliche Nöte. Daher gibt es in diesen Ländern auch im Möbelbau weiterhin handwerklich sehr aufwändig geschnitzte Möbel. Dem französischen Klassizismus Louis XVI und Empire folgt aber auch hier in der Epoche Louis Philippe eine einfachere Formensprache. Typisch für diese Zeit sind runde Formen beispielsweise bei Schranktüren und Möbelkränzen.

Nach der Revolution von 1848 geht es in den deutschen Ländern wieder aufwärts. Möbel werden wieder aufwändiger produziert. Dabei werden Anleihen aus den verschiedensten historischen Stilen zusammengemixt. Deshalb wird diese Epoche allgemein als Historismus bezeichnet. Insbesondere werden die Epochen Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko imitiert. Parallel zu dieser Entwicklung besteht der Biedermeier-Stil mit seinen glatten Furnierflächen und der formalen Konzentration auf Zweckmäßigkeit fort. Anstelle von Biedermeier spricht man heute vom Spätbiedermeier. Nicht zu verwechseln mit dem 2. Biedermeier, in dem ab ca. 1900 dieser Stil als Reaktion auf den pompösen Gründerzeit-Stil wieder aufgegriffen wird.

Innerhalb des Historismus gibt es verschiedene Ausprägungen. Von Wien ausgehend gibt es eine Strömung, die sich wieder durch aufwändige, florale Schnitzereien auszeichnet. Dieser so genannte Wiener Barock verbreitet sich schnell über die anderen deutschen Länder und so finden sich besonders im Rhein-Ruhr-Gebiet viele Möbelschreiner, die diesen Stil entweder ganz übernehmen oder auch nur die wesentlichen Stilelemente insbesondere an Stühlen und Schränken anbringen.

Spezielle stilistische Nachbildungen führen zu den Kategorien der Neo-Stile innerhalb des Historismus.

Neo-Stile im Historismus
Stil Zeit Beispiele
Neoromanik 1830 bis 1915 Schloss Neuschwanstein (1869 bis 1892)
Neogotik 1850-1900 Nicolaikirche Hamburg (1845), Burg Hohenzollern
Neorokoko,
auch 2. Rokoko genannt
(im 20. Jh. gibt es noch ein 3. Rokoko)
ca. 2. Drittel des 19. Jh. Verspielt geschnitzte Möbel, insbesondere Stühle.
Beispiel: die Einrichtung von Schloss Linderhof (1870 bis 1886)
Eine Unterart ist das sog. Bayerische Rokoko, z.B. Neue Residenz und Schloss
Nymphenburg in München
Neorenaissance 1810-1900 Insbesondere gegen Ende des 19. Jahrhunderts prägend in der Architektur.
Neobarock 1860-1920 Beeinflusst durch die Monarchien
jener Zeit, Höhepunkt ab 1885, siehe die Neue Hofburg in Wien und Schloss Herrenchiemsee.
Im Möbelbau „Wiener Barock“.

Eine sehr spezielle Zusammenstellung dieser Neo-Stile ergibt selber wiederum eine eigene Ausprägung. Möbel mit den Design-Elementen: in einfachem Wund gedrechselte Säulen, Bekrönung mit konisch gedrechselten Zierstücken und mit als Relief gestalteten aufgesetzten Dekorstücken werden mit Altdeutscher Stil bezeichnet.

Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickeln sich neue Stile. Im Deutschen Reich und hier speziell in den Regionen um Berlin und den Industrie-Zentren an Rhein und Ruhr wird der Gründerzeit-Stil beliebt. Monumentale Gründerzeit-Schränke werden zum Status-Symbol der neuen Oberschicht. Auch hier gibt es regionale Ausprägungen: Eine besonders üppig verzierte Variante ist der so genannte Aachen-Lütticher Barock, der französische Entwicklungen verarbeitet.

Die floralen Elemente aus Neorenaissance und Neorokoko werden vom Jugendstil aufgenommen. Dieser verbreitet sich rasch von Süddeutschland und Österreich aus und wird dort Sezession genannt. In München entsteht etwa zeitgleich der Name „Jugendstil“. Dieser Stil wird in den 1920er-Jahren von internationalen Entwicklungen speziell in Frankreich und England beeinflusst und geht in der neuen Zeit der „Goldenen 20er“ ins Art Déco über.

Das Art Déco war wegen der geopolitischen Umbrüche in 20. Jahrhundert nur kurz in Deutschland populär. Der Jugendstil ist dagegen heute noch beliebt, sei es als originale Antiquität oder als Nachbildung.

Heute werden vor allem Holzmöbel vielfach als Stilmöbel produziert. Dabei fließen viele historische Stile in die populären Designs ein. Dauerhaft beliebt sind insbesondere die italienischen Stilmöbel ab den 1950er-Jahren, der Armlehnsessel als als zeitloser Klassiker oder die Landhausmöbel im Gründerzeit-Stil.


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